Die lachenden und weinenden Augen der Old Boyz!

Freitagabend waren die Old Boyz noch mit mindestens 3 Reihen beim jährlichen Fantreffen in der Eiswelt auf der Waldau vertreten, um dort mit all den Fans aus bessern Stuttgarter Eishockeytagen zu  talken und zu feiern. Ein Event, den der Stuttgarter Eishockey Traditionsverein vor einigen Jahren zu Ehren von Matze Franke und Christa Tritschler ins Leben gerufen hat. Schon immer folgten die Fans in den letzten Jahren eben diesem Aufruf und bescherten den Stuttgart Rebels fast jedes Jahr die Rekordzuschauerzahl der jeweiligen Saison. So auch dieses Jahr wieder. Stolze 1016 Zuschauer pilgerten auf die Waldau um am Ende leider eine 3-4 Niederlage der Rebellen zu erleben. Der Hauptverein hatte mächtig die Werbetrommel gerührt und zu einem amerikanischen Abend aufgerufen.

Aber auch die Old Boyz waren nicht untätig und hatten für den darauf folgenden Samstag die längst fällige Revanche gegen die Traditionsmannschaft des ERC Ingolstadt mit dem früheren Ex Nationalspieler Sven Zywitza auf dem Plan. Sven der schon seit geraumer Zeit Mitglied der Old Boyz ist, fungierte an besagtem Abend als Gast der Rebels zusätzlich als Zuschauermagnet für die Fans und lies sich hier und da gerne mit ihnen ablichten. Tags darauf musste er aber dann selbst aufs Eis und zu was er in seinem Sport immer noch in der Lage ist, zeigte er dort wieder einmal.

Mit einer deutlichen 6-19 Klatsche gegen die Traditionsmannschaft des ERC Ingolstadt im Gepäck machten sich die Old Boyz auf, die Schmach von der ersten Begegnung zu tilgen.

Ingolstadt dieses Jahr etwas ersatzgeschwächt angereist, bat die Old Boyz um einige Leihspieler, damit es von der Spieleranzahl her, wenigstens einigermaßen ausgeglichen aussah.

Zwar hatten die Schanzer eine schmale Spielerdecke, aber was da auf dem Eis stand hatte wirklich spielerische Extra-Klasse. Aber auch die Verstärkung die aus dem Old Boyz Spielerpool auf die Ingolstädter Bank wechselte, konnte sich sehen lassen.

Arthur Prägitzer, Christian „Lupi“ Lupberger und vor allem Sammy Ostertag ehemaliger EHC Stuttgart Crack und Schwenninger Ex Bundesligaspieler, wechselten in das Trikot des Teams um Sven Zywitza.

Schon beim Warmmachen sah man den Jungs um Headcoach Renner an, dass sie nicht gewillt waren heute als Verlierer vom Eis zu gehen. Auch Headcoach Renner machte bei seinem Debüt hinter der Bande auf alle einen sichtlich entspannten Eindruck.

Man einigte sich mit Schiedsrichter Mike Bender noch kurz darauf keine Strafzeiten zu verteilen, sondern Fouls mit Penaltys zu ahnden, und schon ertönte der erste Pfiff des Spiels. Wenn einer der anwesenden 35 Zuschauer geglaubt hatte er würde jetzt ein bisschen Gekringel auf dem Eis sehen, garniert mit Alt Herren Eishockeybewegungsmangel, der kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Von Anfang an entwickelte sich ein abwechslungsreicher Schlagabtausch der beiden Teams. Die Old Boyz begannen druckvoll. Mit aggressivem Forechecking und gutem Aufbauspiel konnte man in den ersten 10 Minuten die Ingolstädter ein ums andere Mal in Bedrängnis bringen und das Spiel mehr als ausgeglichen gestalten. Die größeren Chancen in der Anfangsphase hatten aber die Audi-Städter. Mehr als einmal liefen sie auf das Old Boyz Tor zu, aber scheiterten immer und immer wieder an Oli „The Wall“ Buchwald dem glänzend aufgelegten Goalie im Tor der Old Boyz. Doch steter Tropfen höhlt den Stein. Folgerichtig gingen die Ingolstädter noch kurz vor der Drittelpause mit 0-1 in Führung. Die Mahnung von Coach Renner an seine Mannen, ruhig weiter zu spielen, sollte sich schnell bezahlt machen. Ein Abspielfehler der Schanzer nahmen die Old Boyz dankend an und der durchgebrochene Stuttgarter Spieler konnte nur noch per Foul gestoppt werden. Den fälligen Penalty verwandelte Karl Brosza mit einem sauberen Flachschuss, unter den Schonern des ansonsten sehr guten Goalies der Ingolstädter hindurch, zum verdienten 1-1.

Mit diesem Ergebnis ging man auch in die erste Drittelpause.

Das zweite Drittel begann wie das Erste geendet hatte.

Schnelle Spielzüge hüben wie drüben wechselten sich mit tollen Saves der Goalies beider Mannschaften ab. Dann aber zündete Sven Zywitza wieder einmal den Turbo und konnte nur durch ein Foul der Stuttgarter gestoppt werden. Beim Penalty Duell der früheren Mannschaftskameraden lies Sven dann seinem Ex Keeper nur das Nachsehen. Ingolstadt lag also wieder in Führung. Mit dem neugewonnenen Selbstbewusstsein des ausgeglichen 1. Drittels ging man auf Stuttgarter Seite verstärkt zu Werke, diesen erneuten Rückstand wieder wett zu machen. Die Old Boyz machten mächtig Druck, und die vermehrt gewonnenen Spielanteile führten in der 25. Spielminute zum mehr als verdienten Ausgleich durch Maxim Beck, der mit seiner Schnelligkeit den Gästen immer wieder Probleme bereitete. Allerdings wurde der immense Aufwand den die Old Boyz Anfang des zweiten Drittels betrieben haben schnell bestraft. Vorne hui, hinten pfui war das Credo der letzten 13 Minuten im 2. Drittel, in dem Ingolstadt durch zwei Penaltys und zwei blitzsauberen Toren aus dem Spiel heraus, auf 2-6 davon zog. Deutlich zwei Tore zu hoch, denn die Old Boyz hielten klasse dagegen, hatten auch in diesem Drittel genügend Chancen herausgespielt, um dieses Spiel ausgeglichen zu gestalten. Leider aber hatte Fortuna in diesem Drittel kein schwarzes Old Boyz Trikot an.

Denn nicht nur bei zwei vergebenen Penaltys, sondern auch bei einigen hundertprozentigen Chancen haderten die Old Boyz mit dem Glück und dem gegnerischen Keeper der Schanzer, welcher sein Gehäuse im 2. Drittel, bis auf Becks zeitweisem Ausgleich, überragend sauber hielt.In der 2. Drittelpause waren nun also auch die psychologischen Künste von Coach Renner gefragt.

An der Bande bei den Zuschauern wurde heftigst hin und her diskutiert, wie hoch die Ingolstädter heute wohl gewinnen würden. Wusste man doch allenthalben dass das letzte Drittel nicht das Drittel der Old Boyz ist. Allzu oft vergeigte man Führungen noch im Schlussdrittel. Sollte es heute ähnlich werden?

Schon kurz nach Beginn des letzten Drittels rieben sich die Zuschauer erstaunt die Augen. Nicht nur weil nun Viktor Prägitzer wie verabredet Oli im Gehäuse der Old Boyz ablöste, sondern weil die Jungs um Coach Renner mit Elan von der Bank kamen. Keine Spur von Einbruch war bei den Old Boyz zu erkennen. Ganz im Gegenteil, immer mehr Spielanteile wanderten auf die Seite der Stuttgarter. Und so war es plötzlich nicht mehr so ganz überraschend, dass der extra zum Spiel angereiste Neusponsor und Publikumsliebling Stefan „Icke“ Goetze, Mitte des letzten Drittels auf 3-6 verkürzte.

Nun zeigte sich auch die große Klasse von Viktor Prägitzer, der im letzten Drittel bis auf das zwischenzeitliche 3-7 seine Bude absolut sauber hielt und dabei auch auf sensationelle Art und Weise nicht nur zwei Penaltys entschärfte, sondern auch einige Großchancen von Zywitza und Co. zunichte machte. Denn Schlusspunkte setzten am Ende aber die Old Boyz, als Bernd „Jambo“ Schäffler souverän zum 4-7 Endstand per Schlagschuss einnetzte und somit dafür sorgte, dass das letzte Drittel überraschend an das Stuttgarter Team ging.

Fazit aus Sicht der Old Boyz, Spiel verloren das macht ein weinendes Auge.

Aber man spielte auch ein Drittel unentschieden, verlor eines, gewann sogar das Letzte, welches immer das Panikdrittel bei den Mannen von Coach Renner war. Dazu gegen die Traditionsmannschaft aus Ingolstadt großartig mitgehalten, da liebe Stuttgarter Eishockeyfreunde, darf das andere Auge durchaus stolz lächeln.

Fazit des Spiels an sich, wenn zwei Mannschaften mit so viel Eishockeytradition auf einander treffen, kann es nur einen wirklichen Gewinner geben, den Eishockeysport.

Sehr großen Dank geht zum Abschluss an Mike Bender, der dieses Treffen als Zebra souverän leitete, dem man aber von außen immer mal wieder ansah, dass er am liebsten hüben oder drüben mit von der Partie gewesen wäre.

Lieber Mike, ganz großer Sport an der Pfeife, Merci!

 

Während die Ingolstädter ihr viertes Drittel in die Stuttgarter Altstadt verlegte, feierten die Old Boyz ihr gutes Spiel bei gutem Essen und kühlen Getränken im Sportheim in Sirnau.

Dass manch einer zur Feier des Tages noch in Stuttgart abgestürzt ist, wäre zu beweisen!

Wäre dann aber auch am Ende dieses tollen Abends in der höchsten Maße verständlich.

 

 

Beitrag Hermann