15 Fragen an: Doc Reichmann

In unserer neuen Serie „15 Fragen an…“ möchten wir gerne einige Persönlichkeiten vorstellen, die mit unserem Verein verbunden sind.
Beginnen wollen wir mit einem unseren Sponsoren der ersten Stunde, Dr. Karsten Reichmann, den die meisten nur Doc nennen. Er war von 1994-97 Vereinsarzt des Eishockey-Zweitligisten EC Stuttgart (Wild Horses).
Die Fragen stellte Bernd „Jambo“ Schäffler, seines Zeichens die damalige Nr. 12 des EC Stuttgart.
Dr. med. Karsten Reichmann ist Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin und Unfallarzt der Berufsgenossenschaften (D-Arzt).
Er ist der ärztliche Leiter der Chirurgie und Endoprothesenzentrum der Waiblinger Zentralklinik.

Lieber Doc, wir freuen uns sehr, dass Du unseren Verein und die Waldau Old Boyz seit Gründungstagen als Sponsor unterstützt und für uns medizinisch erster Ansprechpartnerpartner bist.
Dafür möchten wir uns mit dem Auftakt zu unserer Serie bei Dir bedanken.

Bevor wir zu Deiner beruflichen Vita kommen, wie dürfen wir uns Doc privat vorstellen?
Doc: Ich bin ein Familienmensch, der 3 Kinder hat und beruflich bedingt mit nur sehr wenig Freizeit ausgestattet ist.
Zu meinen Hobbies zählen Skifahren und wenn es die Zeit erlaubt, das Segeln.

Um so erfolgreich zu werden, hast Du natürlich verschiedene berufliche Stationen hinter Dich gebracht.
Magst Du Sie uns ein wenig beschreiben?
Doc: Von 1991 bis 1999 im Krankenhaus Bad Cannstatt unter dem legendären Oberarzt Dr. Edgar Stumpf, der auch von 1982 – 2005 Mannschaftsarzt des VFB Stuttgart war.
Von 1999 bis 2004 war ich in Erfurt und an der Uniklinik Jena mit Spezialisierung auf Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, Mannschaftsarzt bei FC Rot-Weiß Erfurt zu werden. Seither bin ich in der Zentralklinik Waiblingen.

Wieviel Stunden arbeitet ein Oberarzt bzw. ärztlicher Leiter wie Du? Wie darf man sich eine Arbeitswoche bei Dir vorstellen?
Doc: Eine 60-70Std. pro Woche ist normal: Vormittags OP-Termine, Nachmittags Sprechstunde, am Wochenende Büro und Verwaltungsthemen, sowie Notdienst in der Klinik.
Zudem kommt die Betreuung aktiver Ligasportler bei Spielen oder Wettkämpfen am Wochenende.

Als ehemaliger Basketballer und Mediziner findest Du trotz der vielen Arbeit noch die Zeit fürs Training? Wenn ja, welche Sportarten bevorzugst Du und wie oft sollte man trainieren?
Doc: Ich bevorzuge Cardio- u. Krafttraining. Optimal für Sportler allen Alters sind 3-4 Trainingseinheiten pro Woche.

Wenn Du mal keine Lust auf Arbeit/Sport hast, wie motivierst Du Dich?
Doc: So etwas gibt es bei mir eigentlich nicht, da ich arbeiten muss. Zudem bereitet mir der Beruf immer noch sehr viel Freude. Das ich gar keine Lust habe, kommt eigentlich nicht vor.

Deine Praxis ist in Waiblingen im Remstal? Wie kam es dazu, da Du ja eigentlich aus Stuttgart bist?
Doc: Eigentlicher ein lustiger Zufall. Beim FC Rot-Weiß Erfurt spielte ein ehemaliger Profi der Stuttgarter Kickers, der mir davon erzählt hatte, dass eine Klinik in Waiblingen einen Chefarzt sucht.
Durch die räumliche Nähe zu Bad Cannstatt und Stuttgart, kam es dann 2004 zur Rückkehr ins Remstal und Aufnahme meiner Tätigkeit in der Waiblinger Zentralklinik.

Warum bist Du Sportmediziner geworden und hast in der Vergangenheit in der Notfallchirurgie gearbeitet?
Als Schönheitschirurg ist das Geld doch sicherlich leichter verdient?

Doc: Ich habe selbst mein ganzes Leben (Leistung-)Sport gemacht, auch höherklassig Basketball gespielt und mit 25 Jahren eine schwere Knieverletzung (u.a. Kreuzbandriss) erlitten.
Daher wollte ich immer schon Sportmediziner werden um verletzen Sportlern helfen zu können.

Wer war Dein Mentor/Förderer in jungen Dienstjahren?
Doc: Ganz klar Dr. Edgar Stumpf, Vereinsarzt des VFB Stuttgart und Oberarzt des Krankenhauses Bad Cannstatt.

Du warst Mannschaftsarzt der U21 des VfB Stuttgart (Deutscher A-Jugend Meister 2004) mit Samy Khedira, Mario Gomez, etc..
In Deiner Praxis sind u.a. Trikots von Antonio Rüdiger und weiteren Profisportlern ausgehängt mit persönlicher Danksagung.
Erzähle mal, wie war das damals und hast Du doch Kontakt zu den Jungs?

Doc: Das waren ganz normale Jungs, die auch mal einen Spaß gemacht haben, aber generell sehr professionell und fokussiert, um ihre Ziele zu erreichen.
Zu Samy Khedira und Antonio Rüdiger habe ich immer noch Kontakt.

Wie bist Du zum Eishockey gekommen?
Doc: Mein Mentor Dr. Edgar Stumpf hat mich zum Eishockey auf die Waldau mitgenommen und mir nahegelegt, den Posten des Mannschaftsarztes zu übernehmen was ich auch gerne getan habe.
War eine lustige, spannende und prägende Zeit!

Wenn Du die heutige mit der damaligen Zeit vergleichst. Wo liegen die gravierenden Unterschiede in den Sportlertypen?
Doc: Früher gab es in den Mannschaften noch sehr viele Sportlertypen, die eine eigene Meinung hatten und diese auch vertreten haben.
Dies hat sich über die Jahre sehr verändert, die Sportler sind gewissermaßen weichgespült worden.
Die eigene Meinung wird zurückgehalten, anstatt diese auch mal öffentlich zu vertreten, wenn es wichtig und richtig für das Team wäre.

Du hattest Sie alle auf dem OP-Tisch. Stimmen die Stereotypen über Fußballer und Eishockeyspieler?
Doc: Eigentlich kann man schon sagen, dass da etwas dran ist.
Die Eishockeyspieler sind härter im Nehmen und ertragen mehr Schmerzen.

Spieler auf der Wechselbank oder in der Kabine nach einer Platzwunde „zusammenzuflicken“ (med. nähen), war das eine neue Erfahrung für Dich und was denkst Du heute darüber?
Doc: Eigentlich war es damals verrückt, was wir gemacht haben, wenn man die heutigen Hygienestandards bedenkt.
Dennoch es ist immer gut gegangen und die Sportler konnten, zwar mit ein paar Flecken auf dem Trikot, wieder aufs Eis zurück und das Spiel zu Ende bringen.

Du hast eine ganze Menge an Fußballern und Eishockeyspielern in Deiner Karriere kennen gelernt.
Wer hat Dich nachhaltig beeindruckt und wen würdest Du gerne mal wieder treffen?

Doc: „Eisenschorsch“ Georg Holzmann würde ich gerne mal wieder treffen.
(hauptamtlicher U20-Coach der Düsseldorfer EG und 2-facher Olympia Teilnehmer)

Da Du gerne segelst und der Schorsch zum Saisonende sein Amt in Düsseldorf abgibt und zu seinem Heimatverein dem EV Füssen zurückkehrt, sollte sich doch ein Treffen auf Allgäuer Boden bzw. Gewässer arrangieren lassen.
Wir werden dafür gerne behilflich sein.

Gibt es noch eine lustige Anekdote aus Deiner Eishockeyzeit, die Du uns verraten würdest?
Doc: Nach einem Heimspiel wurde einem Spieler die Wärmesalbe Finalgon in einer Shampoo Flasche verabreicht. Dieser hat sich großzügig den Rücken damit eingerieben und selbiger wurde sofort rot, feuerrot,….…
Der in Stuttgart bekannte Spieler fing sofort an heftigst zu schwitzen und musste auf der kompletten Heimreise ins Allgäu, den Rücken zum Fenster hinaushalten, da er ansonsten den Schmerz nicht ertragen hätte.

Wir sagen herzlichen Dank und hoffen Dich irgendwann auch mal auf dem Eis bei unserem Family Day zu sehen.