Old-Boyz setzen Ausrufezeichen – 4:4 gegen Esslingen

Text: Ralf Seidel
Fotos: Miro Halbych, Ralf Seidel
Video: Ralf Seidel

Die Waldau-Old-Boyz wollten ihre bisher guten Trainingsleistungen auch in einem Spiel umsetzen und zeigen gegen den Favoriten von der Neckarinsel eine Top-Leistung.
Die ca. 30 Zuschauer dürften ihr Kommen nicht bereut haben, denn es war ein Remis der Kategorie „Hochspannung“.

Old-Boyz Kampfeinheit vor dem Spiel

Das Neckar-Derby begann unerwartet.
Beide Teams traten nicht in Bestbesetzung an, was Esslingen bisher traditionell besser kompensieren konnte nach der Haifisch-Gebiss-Methode: brechen 3 Zähne weg, ploppen 3 neue nach vorne.
Stuttgart hatte dasselbe Problem, denn es brachen kurzfristig ebenfalls einige wichtige Zähne weg, aber es ploppte plötzlich ein komplettes Team auf, das unerwartet heftig dagegenhielt – das war überraschend, nein, das war überragend !

Die Old-Boyz nahmen nach einer kurzen „Findungsphase“ zu Beginn sogar das Heft in die Hand und die Mündungsrohre der Old-Boyz Artillerie glühten regelrecht.
Jambo Schäffler hatte den Führungstreffer auf dem Schläger, Patrick Marx traf kurze Zeit später den Pfosten, die Einschläge kamen immer näher ans Ziel, die Old-Boyz marschierten nach vorne.
In der 9. Minute fiel dann überraschend der Esslinger Führungstreffer.
In einer Old-Boyz Angriffssituation wurde ein Fehlpass zum gegnerischen Assist, und Esslingen ging in Führung (0:1)
Der Eishockey-Klassiker schlechthin: machst du keins, kriegst du eins….

Im Grunde genommen mehr als ärgerlich, denn die finalen Aktionen vor dem Esslinger Tor, die es zuhauf gab, wurden allesamt doch relativ leichtfertig vergeben, denn es fehlte oft die nötige Präzision.
Und ging die Scheibe dann tatsächlich mal Richtung Esslinger Gehäuse, war der „Godfather of Goalies“ Oli Buchwald zur Stelle.

In der 17. Min. wurde der Spielstand dann komplett auf den Kopf gestellt als ein strammer Schuss vom rechten Bullykreis im Old-Boyz Gestänge einschlug (0:2)
Viele vermuteten jetzt einen Bruch im Stuttgarter Spiel, aber, genau das Gegenteil trat ein!
Denn keine 60 Sekunden später musste auch Oli Buchwald das erste Mal hinter sich greifen als Old-Boyz Kampfpanzer Jambo Schäffler aus ca. 2 Metern das Hartgummi versenken konnte (1:2).

Schiedsrichter Mike Bender: souveräne Spielleitung

Der Mittelabschnitt hatte dasselbe Drehbuch.
Die Gastgeber weiter mit viel Dampf unter den Kufen.
In der 25. Min. wurde der hohe Aufwand dann endlich belohnt als Jambo Schäffler die Scheibe an der roten Linie übernahm, schnellboot-artig auf Buchwald zustürmte und cool zum 2:2-Ausgleich verwandelte.

Aber es sollte noch besser kommen, denn die Old-Boyz spielten jetzt phasenweise wie entfesselt.
Nach einem Bully in der 34. Minute hämmerte Stuttgarts legendärer Verteidiger Thomas Treuter das Kautschuk-Teil im hohen Slot auf Buchwald, der zunächst die Scheibe blockte, dann aber in einer Reflex-Bewegung die Scheibe ins eigene Tor bugsierte (3:2).
Gegen Esslingen einen 0:2-Rückstand auf eine 3:2-Führung gedreht, das gab es bisher noch nicht!!

War das jetzt der Startschuss für weitere Tore?
Die Antwort der Gäste kam prompt, als ihnen durch ein „Stocher-Tor“ Sekunden vor Drittelende unerwartet der Ausgleich gelang (3:3).
Same procedure wie im ersten Drittel: laufstarke Old-Boyz gegen clevere, abgezockte Esslinger.

Die Zuschauer wurden bestens unterhalten, denn dieses Spiel hatte Niveau und auch das Spieltempo war enorm hoch.
Beste Zutaten für den Showdown im letzten Drittel.

Die Hüter standen jetzt immer mehr im Fokus, denn beide Teams suchten die Entscheidung und gingen in die Offensive – zu Lasten der Defensivarbeit.
Old-Boyz US-amerikanischer Goalie Justin Watters zeigte reihenweise big saves, was auch nötig war, denn die Eisbrecher erhöhten jetzt die Schlagzahl, sofern dies überhaupt noch möglich war.
Dann in der 44. Minute ein weiterer Stuttgarter Treffer als Marc Dell’Anna einen Pass von Maxim Beck im onetimer-Modus veredeln konnte (4:3).
Sollte das jetzt die Entscheidung sein?
Nein, denn auch die Eisbrecher zeigten große Kampf-Moral und setzten weiter auf Angriff.

Justin Watters: good job !

Das Kuriose an der Situation: die Old-Boyz, die keineswegs an einem Runterspielen der Uhr interessiert waren, waren dem finalen Nackenschlag genau so nahe, wie Esslingen am Ausgleich.
Doch die endgültige Entscheidung war dann tatsächlich der Ausgleich kurz vor Ende der Partie durch Esslingens #74 Dirk Fingerle (4:4), wenngleich mit etwas Glück, aber insgesamt betrachtet durchaus nicht unverdient.
Ein Penaltyschießen, um einen Sieger zu küren, wäre heute fehl am Platze gewesen.
Dieses Remis passt absolut zum Spiel und zum Spielverlauf sowieso…

Fazit:
Man könnte sich jetzt ärgern, denn man hatte den Gegner am Rande einer Niederlage, was einer Sensation gleich käme.
Aber viel wichtiger ist die Erkenntnis zu sehen, was alles möglich ist, wenn man regelmäßig ins Training kommt und dort bei allem Spaß auch ernsthaft trainiert und dann im Spiel überzeugt, was den Spaß dann potenziert.
So gesehen war es heute ein Bombenspiel!

Die Old-Boyz überzeugen durch eine geschlossene Mannschaftsleistung.
Es war das bisher beste Spiel das je ein Old-Boyz-Team abgeliefert hat.
Sicherlich, es gibt noch einiges an Arbeit, aber die Richtung stimmt und die Entwicklung insgesamt ist sehr positiv.

Hier soll unbedingt die Arbeit des Trainerteams um den sportlichen Leiter und Headcoach Michael „Kuhni“ Kuhn erwähnt werden, die es geschafft haben aus vielen Einzelspielern eine schlagkräftige Truppe zu formen, die sich mit dieser Einstellung wie gegen Esslingen vor keinem Gegner verstecken muss.

Ein weiterer Schritt in die Richtung, wo die starken Eisbrecher heute stehen, ist geschafft.

Old-Boyz vs. Eisbrecher Esslingen 4:4 (1:2/2:1/1:1)

Nächstes Training:
Eiswelt Stuttgart
Sonntag, 23.09.2018
20:30 Uhr – 22:00 Uhr